In Weimar

Meine Zeit bei der Cicerone-Sommerakademie in Weimar

Andere fahren in den Ferien in den Urlaub. Zum Beispiel ans Meer oder in die Berge. Ich bin in den letzten Sommerferien für zwei Wochen an einen mindestens ebenso schönen Ort gereist, nämlich nach Oßmannstedt bei Weimar in Thüringen. Dort habe ich an der Cicerone-Sommerakademie teilgenommen, die von der Klassik-Stiftung Weimar organisiert wird. Auf Empfehlung meiner Lehrkräfte hatte ich mich dort erfolgreich beworben.

Mit der Bahn bin ich von Erlangen über Nürnberg und Weimar sehr komfortabel nach Oßmanstedt gefahren. Schon am Bahnhof von Weimar sah ich die großen Banner der Klassik-Stiftung von der hohen Bahnhofsdecke hängen. Mit einer Regionalbahn in Oßmannstedt angekommen habe ich mich auf die Suche nach dem Wielandgut begeben. Das 1757 erbaute, barocke Gutshaus, das schon Herzogin Anna Amalia und ihre Söhne als Sommerresidenz nutzten und in dem Christoph Martin Wieland, einer der bedeutendsten Schriftsteller der Aufklärung, von 1797 bis 1803 lebte, wurde mit Unterstützung des bekannten Mäzens und Wieland-Experten Jan Philipp Reemtsma saniert und beherbergt nun ein Museum sowie eine Forschungsstätte der Klassik-Stiftung. Es ist umgeben von einem wunderschönen kleinen Park. Nach maximal zehn Minuten Fußweg kam ich dort an und wurde gleich sehr freundlich empfangen.

Es folgten 13 überaus lehrreiche Tage mit Programmpunkten sowohl in Weimar als auch in Oßmannstedt und der näheren Umgebung. Am ersten Abend bekamen wir unseren 143 Seiten starken „Reader“ mit verschiedenen Texten überreicht, die von unserem Seminarleiter Herrn Dr. Justus Ulbricht zusammengestellt worden waren. Diese Texte lasen wir im Rahmen der Seminareinheiten, die meist am Vormittag stattfanden und in denen wir Begrifflichkeiten wie „Kulturnation Deutschland“, „Freiheit“ und verschiedene Epochen intensiv erörterten.

In Weimar bekamen wir am ersten Tag gleich eine kleine Stadtführung durch unseren Kursleiter. Hier wurde uns auch ein Ausblick zu den Stätten gegeben, die wir demnächst noch besuchen würden. An einer Mittagspause schloss sich dann die nächste Führung an und zwar durch den wunderschönen Ilm-Park. In den folgenden Tagen besuchten wir in Weimar die Dichterhäuser von Goethe und Schiller, das Goethe-Nationalmuseum, die Cranach-Ausstellung, das Museum „Neues Weimar“, das Nietzsche-Archiv sowie, mein persönliches absolutes Highlight, die „neue“ Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek und den berühmten Rokokosaal in der „alten“ Bibliothek. So lernten wir die wirklich sehr schönen Seiten von Weimar kennen, aber auch etwas andere, jedoch ebenso wichtige Themen wie die Rolle Weimars im Nationalsozialismus wurden behandelt. So haben wir auch das Konzentrationslager Buchenwald besucht. Anschließend führte uns ein schöner Spaziergang nach Schloss Ettersburg, wo Herzogin Anna Amalia ihren literarisch-musikalischen Kreis um sich versammelte, um unsere Eindrücke in Buchenwald zu verarbeiten und zu besprechen. Zudem sind wir auch ins beschaulichen Städtchen Tiefurt gewandert. Dort haben wir Schloss und Park besichtigt, in dem wir dann gepicknickt haben. Abgerundet wurde das Seminar von Abschlusspräsentationen zu selbstgewählten Themen mit Bezug zu Weimar an verschiedenen bereits besuchten Plätzen in Weimar in kleinen Gruppen.

Pausen, in denen wir uns frei bewegen und versorgen konnten, gab es genügend, entweder in Weimar oder in Oßmannstedt. Die Verpflegung in Weimar und unterwegs mussten wir selbst bezahlen. Die Übernachtungen und die Mahlzeiten im Wielandgut sowie sämtliche Eintrittspreise waren im Unkostenbeitrag von 100 Euro enthalten, den man im Voraus überwiesen hatte. Die Mahlzeiten in Oßmannstedt wie Frühstück und Abendessen waren ausgewogen und lecker. Die Zimmer dort waren fantastisch: Mit einem anderen Seminarteilnehmer, mit dem ich bis heute freundschaftlichen Kontakt pflege, teilte ich mir ein schönes Doppelzimmer mit Blick auf den Gutspark, und sogar eine Waschmaschine mit Waschmittel war vorhanden. Den Tag ließen wir meist nach dem Abendessen mit Gesprächen im Hof ausklingen, die Lesebegeisterten fanden sich regelmäßig sich in der Bibliothek am virtuellen Kaminfeuer und bei entspannender Musik zu einem Lesezirkel zusammen. Außerdem gab zwei Mal eine themenspezifische theaterpädagogische Einheit, bei der wir uns besser kennenlernen konnten.

Summa summarum war es ein sehr lehrreiches und höchst interessantes Seminar gepaart mit wirklich schönen Erlebnissen. Die Sommerakademie ist wirklich sehr empfehlenswert für Menschen, die lange Zeit sehr aufmerksam zuhören können, aktiv eigene Ideen entwickeln möchten, sich für die Epoche der Klassik, speziell in Weimar, interessieren, und sich gerne in Museen und anderen geschichtsträchtigen Orten aufhalten. Meine Zeit bei der Cicerone-Sommerakademie und den Aufenthalt im wunderbaren Wielandgut habe ich in jeder Hinsicht sehr genossen und dort viele neue Inspirationen bekommen.

Herzlich danken möchte ich an dieser Stelle der Klassik-Stiftung Weimar, vertreten durch Dr. Justus Ulbricht, Florentine Holte und Cecylia Krauss für die Organisation und Durchführung dieses tollen Seminars und natürlich auch allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die ich kennenlernen durfte und mit denen ich eine schöne Zeit verbringen durfte.

Mehr Informationen hier: https://www.klassik-stiftung.de/

und bei Fragen einfach die Kommentarfunktion nutzen.

Ein Kommentar

  1. Ein eindrucksvoller Bericht über Deine Erfahrungen mit der deutschen Klassik im Weimater Umkreis von unseren „Nationaldichtern“, aber auch über die Schatten der Nazizeit, mit denen Weimar verbunden bleibt.

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